Vom Kamm - 10 szenische Asymptoten
Ein Theaterstück, Edition Goetz, Stg., 2021


Dieses 1997 begonnene Stück, das ich in der Folge erheblich änderte und
dabei auf einen zweiten, parallel laufenden Handlungsstrang verzichtete,
da sonst eine (äußerst hypothetische) Aufführung schon Bayreuthsche
Ausmaße angenommen hätte, sollte aus Anlass des 60. Geburtstages in
einem neu gegründeten Verlag (der mit Stammsitz in Bayerisch-Schwaben
womöglich immer noch wenn nicht doch schon existiert) erscheinen. Aus
unterschiedlichsten Gründen verzögerte sich der angestrebte Termin immer
wieder und weiter, so dass ich das Projekt schließlich absagte.
Überwiegend private Gründe und Einschätzungen sowie bestimmte
biografische Einschnitte gaben nun, 3 Jahre später, den Ausschlag, das
Ganze doch noch auf anderem Wege umzusetzen.


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Einige Realien der Szene 6, insbesondereeinzelne Sätze in der diesen
Apparaten eigenen Logik & Ausdrucksweise, beruhen neben eigenen
Erfahrungen auf einem Bericht Rolf Bosserts, in dem er 1985 paarFreunden
den Verlauf und die Schlüsselpunkte einer kürzlich erfolgten gehörig
drastischeren und dramatischeren Vernehmungschilderte.


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UMSCHLAGKLAPPENTEXT

„Wieviel Stück hätt’s denn gewesen sein
sollen dürfen? Und wie hätten Sie‘s gern gehabt?
Ein Stück von der Wahrheit? Das hier? Von der Keule?
Vom Wirklichkeitskamm? Paar Scheiben Kunstfilet?
Oder eher dieses? Ein Stücken auf Krücken?
Und möchten Sie alles hier zu sich nehmen?
Oder soll ich Ihnen den Rest einpacken:
so Stückstück to go? „


DER ABLAUF 1 Schauspieler, Regisseur, später der Autor per Telefon zugeschaltet – fünf Akteure auf der Suche nach dem Einstieg in ihr Stück 2 Autor und Kritiker Disput über Leistungs-, Anpassungs- & Unvermögen des Theaters im postdramatischen Stadium 3 Autor und Freundin in einem ausartenden Beziehungsstreit 4 geht in Traumszene über Musik-Originalton-Montage und Choreographie o.W. 5 beendet von einem nächtlichen „Hausbesuch“ der Autor wird verhaftet und abgeführt 6 Major und Leutnant vernehmen den Autor ein Auslegungs- & Definitionskonflikt über „Realität an sich“ & die „Wirklichkeit des Stückes“ 7 Autor und Therapeut sich zuspitzende Diskussion um Ablehnung, Akzeptanz, Gültigkeit, die wie das Stück im Scheitelpunkt an den Scheiterpunkt gelangt 8 geht in eine Partyszene über Vetreter:innen aus Kulturbranche & Kunstsektor, flankiert von paar frei Unternehmerischen und brotberufigen Angestellten 9 endet in Selbst & Stück Demontage der angetrunken ernüchterte Autor wirft alles hin und gibt auf 10 Hartz-IV-Integrationsgespräch